Die Vor- und Nachteile von KI im Alltag

Künstliche Intelligenz wird von der Gesellschaft einerseits als großer Fortschritt gefeiert, andererseits aber auch mit großer Skepsis betrachtet. Für Kreative und Menschen, die unter Zeitdruck stehen, stellt sie eine hilfreiche Unterstützung dar. Doch auch Online-Betrüger nutzen sie für ihre Zwecke. KI-Plattformen wie ChatGPT, Craiyon und Voice.ai sind für jeden zugänglich und erobern zunehmend unseren Alltag. Aber ist KI als Mainstream-Technologie insgesamt etwas Gutes? Oder birgt sie möglicherweise auch Risiken? 

Die Vorteile von KI im täglichen Leben

Mehr Selbstvertrauen

Unsere Untersuchung zu modernen Liebesbeziehungen (Modern Love Research) zeigt, dass 27 % der Menschen, die angaben, am Valentinstag KI nutzen zu wollen, dies tun, um ihr Selbstvertrauen zu stärken. Einigen fällt es schwer, ihre Gefühle zu Papier zu bringen, da sie sich dadurch verletzlich fühlen. Für Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich zu öffnen, kann diese Technologie daher eine wertvolle Hilfe sein.

Ehrlichkeit immer der beste Weg ist. Scheuen Sie sich nicht, Ihrem Partner zu sagen, dass Sie KI benutzt haben, um Ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen. 

Mehr Kreativität

Manchmal fehlt einfach die zündende Idee für das nächste Meisterwerk – sei es ein für Gemälde, eine Kurzgeschichte oder eine neue Geschäftsidee. KI-gestützte Bild- und Textgeneratoren eignen sich hervorragend für die Ideenfindung und fördern die Kreativität. Mit einem solchen Programm lassen sich möglicherweise Lösungsansätze entwickeln, die Sie auf herkömmlichem Wege möglicherweise nicht hätten gefunden.  

Mehr Zeit

Die generative künstliche Intelligenz (GenAI) – eine Technologie, die hinter vielen Mainstream-Plattformen zur Generierung von Inhalten steht – ist keine neue Erfindung. Wissenschaftler und Ingenieure nutzen diese Technologie bereits seit Jahrzehnten, um neue Materialien zu erforschen und medizinische Entdeckungen voranzutreiben. So ist die generative KI beispielsweise von zentraler Bedeutung für die Entwicklung von Materialien zur CO2-Abscheidung, die entscheidend sein werden, um die Auswirkungen der globalen Erwärmung zu verlangsamen.1

Mit GenAI-Tools können Sie auch eine Menge Zeit sparen. GenAI kann Ihnen möglicherweise dabei helfen, alltägliche E-Mails zu bearbeiten, für die Sie während Ihrer zahlreichen Meetings kaum Zeit finden.   

Die Nachteile von KI im täglichen Leben

Weniger Authentizität

Was passiert mit echten menschlichen Beziehungen, wenn die KI immer mehr Platz in unserem Leben einnimmt? Der “Modern Love”-Bericht zeigt, dass 49 % der Befragten sich verletzt fühlen würden, wenn ihr Partner eine KI zum Verfassen eines Liebesbriefes nutzen würde. Die Worte, von denen man dachte, sie wären mit echtem Gefühl geschrieben worden, stammen von einem herzlosen Computerprogramm. ChatGPT generiert seine Antworten auf Basis von im Internet veröffentlichten Inhalten. Antworten sind somit nicht nur frei von echten menschlichen Emotionen, sondern die gezeigten “Emotionen” sind auch noch kopiert.

Darüber hinaus vertreten einige Künstler die Auffassung, dass KI-generierte Komponenten in digitalen Kunstwerken das Talent menschlicher Künstler schmälern. Die Problematik, die für KI-generierte Texte gilt, gilt auch für KI-Kunst: Keines der von ihr erzeugten Kunstwerke ist ein Original. Die KI verarbeitet Ausschnitte von bereits veröffentlichten Bildern und fügt sie zusammen. Die Ergebnisse können visuell beeindruckend (oder alptraumhaft) sein. Einige Menschen, sind jedoch der Meinung, dass dadurch die menschliche Kreativität herabgesetzt wird.

Zudem gibt es KI-Halluzinationen, die die Authentizität und Verlässlichkeit von KI-generierten Inhalten beeinträchtigen. Eine KI-Halluzination liegt vor, wenn das GenAI-Tool die Antwort auf eine Frage nicht kennt. Anstatt nach der richtigen Antwort zu suchen, präsentiert die KI eine erfundene Antwort. Dies kann zur Verbreitung von Falschnachrichten oder fehlerhaften Darstellungen führen. 

Schnellere und überzeugendere Online-Betrugsversuche

Durch GenAI-Tools können Betrüger ihre Inhalte schneller und in größerem Umfang verbreiten. In der Vergangenheit waren beispielsweise Phishing-E-Mails einfach zu identifizieren, da sie häufig Tippfehler, eine schlechte Grammatik und Rechtschreibung sowie äußerst unglaubwürdige Geschichten enthielten. Mit ChatGPT sind Phishing-E-Mails jetzt wesentlich geschliffener formuliert, da sie die Sätze flüssig und korrekt geschrieben sind. Dies führt dazu, dass selbst die aufmerksamsten Benutzer Phishing-Versuche schwerer erkennen können. Anstatt selbst eine falsche Geschichte ausdenken und aufschreiben zu müssen, können Phishing-Betrüger diese Aufgabe nun an ChatGPT abgeben, das diese Arbeit schnell erledigt.

Cyberkriminelle prüfen derzeit, inwiefern sich ChatGPT zur Erstellung neuer Varianten von Malware einsetzen lässt. Einem Forscher ist es gelungen, ChatGPT innerhalb von vier Stunden mit minimalen Anweisungen ein Malware-Programm schreiben zu lassen, das nicht erkannt werden konnte.2 Somit wäre es theoretisch möglich, dass auch Personen ohne Programmiererfahrung eine leistungsstarke neue Art von Schadsoftware erstellen könnten. Bemerkenswert ist auch die kurze Zeitspanne, in der der Forscher die Malware erstellt hat. Ein Cyberkrimineller wäre somit in der Lage, eine Vielzahl von Malware-Programmen zu erstellen. Sobald die Behörden eine Variante aufspüren und ausschalten, könnte der Kriminelle kurz darauf die nächste freisetzen. 

Böswillige Nachahmung

Die Möglichkeiten von Deepfakes und KI-generierten Stimmen eröffnen Kriminellen neue Wege des Betrugs. In einem konkreten Fall ist es einem Betrüger gelungen, die Stimme eines Teenagers zu klonen und die Mutter des Teenagers davon zu überzeugen, ihr Kind sei in Gefahr. Tatsächlich jedoch war der Teenager zu keinem Zeitpunkt in Gefahr.3 KI-generierte Stimmen könnten Betrugsmaschen mit falschen Stimmen wie den seit einigen Jahren bekannten Enkeltrick glaubhafter wirken lassen. Der McAfee-Bericht “Beware the Artificial Imposter” (Vorsicht vor KI-Betrügern) zeigt, dass 77 % der Opfer, die auf einen Stimmenklon-Betrug hereingefallen sind, Geld verloren haben.  

Das Urteil über KI

Wie stehen Sie zu KI? Hat sich Ihr Alltag durch sie vereinfacht oder ist er komplizierter geworden? Sollten wir sie als eine Bereicherung für unseren Alltag sehen oder eher darauf verzichten? Die Diskussion über die Rolle von KI in der Gesellschaft ist noch lange nicht abgeschlossen. Es besteht kein Zweifel daran, dass wir uns vor Online-Bedrohungen schützen müssen, die durch KI noch effektiver werden. Im Folgenden finden Sie einige allgemeine Tipps, wie Sie sich vor KI-Betrug schützen können:

  • Lesen Sie alle SMS, E-Mails und Social-Media-Direktnachrichten sorgfältig durch: Da Phishing-Betrüger nun die Möglichkeit haben, ihre Nachrichten mithilfe von ChatGPT sprachlich und grammatikalisch zu optimieren, ist es umso wichtiger, auf andere Anzeichen von Phishing-Betrug zu achten. Wenn Sie in einer Nachricht zu sofortigem Handeln aufgefordert werden, Sie Ihr Kennwort oder persönliche Daten angeben sollen, oder wenn intensive Gefühle wie Wut, Angst oder Traurigkeit ausgelöst werden, sollten Sie sich einen Moment Zeit nehmen und prüfen Sie, ob die Nachricht Sinn macht. Sie können die Nachricht auch jederzeit löschen. Sollte es sich um eine dringende Angelegenheit handeln, wird sich der Absender noch einmal bei Ihnen melden. 
  • Handeln Sie besonnen: Menschen neigen dazu, in Panik zu geraten, wenn eine ihnen nahestehende Person in Schwierigkeiten steckt. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und die Person direkt zu kontaktieren, für den Fall, dass es sich um einen Deepfake oder eine KI-generierte Stimme handelt. Wenn Sie glauben, dass sich jemand in Gefahr befindet, sollten Sie zudem sofort die Polizei alarmieren. 
  • Recherchieren Sie selbst: Bei Artikeln oder Videos, die Ihnen fragwürdig erscheinen, sollten Sie selbst recherchieren, um den Wahrheitsgehalt zu bestätigen oder zu widerlegen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung der Verbreitung von falschen und hetzerischen Nachrichten. 

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1 IBM, “Climate change: IBM boosts materials discovery to improve carbon capture, separation and storage” (Klimawandel: IBM treibt Materialforschung voran, um Abscheidung, Abtrennung und Speicherung von CO2 zu verbessern

2 Dark Reading, “Researcher Tricks ChatGPT Into Building Undetectable Steganography Malware” (Forscher bringen ChatGPT dazu, unerkennbare Steganografie-Malware zu schreiben)

3 Business Insider, “A mother reportedly got a scam call saying her daughter had been kidnapped and she’d have to pay a ransom. The ‘kidnapper’ cloned the daughter’s voice using AI.” (Eine Mutter erhielt Berichten zufolge einen betrügerischen Anruf, in dem es hieß, ihre Tochter sei entführt worden und sie müsse ein Lösegeld zahlen. Der angebliche Entführer hatte die Stimme ihrer Tochter mithilfe von KI geklont.)

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